Und für Ihren Mitarbeiter ist das keine Herausforderung?
CF: Mein Mitarbeiter Herr Keup muss akzeptieren, dass seine Vorgesetzte nicht jeden Tag da ist. Wir telefonieren aber täglich und tauschen uns aus. Gerade haben wir noch über das Thema gescherzt: „Dienstags“, sagt er, „ist es hier immer locker, dann bist du ja nicht da“. Ich weiß, dass es für ihn nicht locker ist. Natürlich ist das auch für ihn eine Umstellung gewesen.
Ihre Kinder sind jetzt neun und zwölf Jahre alt. Das bedeutet, Sie arbeiten jetzt seit rund elf Jahren genau so?
CF: Die Einstellung, diese Flexibilität war immer eine Grundhaltung des Unternehmens, das war selbstverständlich, ohne von der Geschäftsführung groß thematisiert worden zu sein. Ich habe auch vor zwölf Jahren schon die Möglichkeit bekommen, für ein Jahr auszusteigen, und danach meine bisherige Aufgabe wieder aufzunehmen. Auch damals habe ich schon von zu Hause gearbeitet. Heute nennen wir das Vertrauensarbeitszeit und haben das in der Betriebsvereinbarung geregelt. Die Möglichkeit gab es für mich bei Gira aber schon immer.
Normal war das für die Zeit nicht, oder?
CF: Nein. Normal war damals, dass die Mütter zu Hause blieben und die Kinder versorgten. Da gab es auch schon mal ein paar ältere Arbeitskollegen, die sich einen Spruch nicht verkneifen konnten.
Von den Frauen kam nichts?
CF: Nein, von denen eher nicht, die wussten ja alle, früher oder später komme ich in die gleiche Situation, dann muss ich mich auch entscheiden. Die Männer haben ja meistens die Komfort- Variante: Die Frau ist zu Hause, sie verdienen das Geld. Das ist easy.
Wie machen Sie das, wenn Sie verreisen?
CF: Ich habe das eine Zeit lang eingeschränkt, als die Kinder kleiner waren. Seit einiger Zeit nimmt das wieder zu. Weil das natürlich auch leichter geht, wenn die Kinder größer werden.
Reisen Sie nach all den Jahren noch immer gerne?
CF: Ja. Zwei Wochen China, wer will das nicht?
Wo waren Sie dort überall?
CF: In China war ich mittlerweile vier Mal. Die letzte Reise ging von Peking, Tianjin, Schanghai, Xiamen, Guangzhou, Chongqing nach Xian …
Das klingt anstrengend.
CF: Ja. Aber egal. Man kann nicht immer nur per Telefon miteinander kommunizieren. Irgendwann im Leben muss man sich auch mal treffen. Das hat viel mit Achtung und Respekt vor dem anderen zu tun. Ich kann nicht internationales Marketing machen und dann nicht reisen. Reisen gehört einfach dazu.
Was gehört konkret zu Ihren Tätigkeiten, wenn Sie unterwegs sind?
CF: Ich besuche Messen, führe Planungsgespräche für das Marketing beim Importeur, manchmal gehe ich auch auf eine Baustelle und unterhalte mich mit dem Architekten. Und dann möchte ich mir auch ein generelles Bild von den Ländern verschaffen und wissen: Wie wird dort überhaupt Marketing gemacht? Dazu gehe ich durch die Straßen, fotografiere und schaue mir an, welche Ausstellungen, Geschäfte und Medien es gibt, welche Kooperationen möglich sind. Man stößt teilweise auf Dinge, die so in Europa nicht üblich sind.
Auf welche denn zum Beispiel?
CF: In China gibt es zum Beispiel kleine Bildschirme, die man nicht abstellen kann, in den Kopfstützen der Taxen oder auch in der Bahn, auf denen Werbung mit Ton läuft. Da muss man einfach hinschauen.
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