Spätestens dann hatten Sie sich also gegen alle Widerstände erfolgreich durchgesetzt. Sind Sie ein besonderer Sturkopf, oder warum hat das bei Ihnen so gut funktioniert?
MF: Natürlich hat das auf der einen Seite damit zu tun, an Dinge zu glauben, daran festzuhalten und sich trotz aller Widerstände im Unternehmen durchzusetzen. Da musste ich auch schon mal was einstecken können. Aber das gesamte Paket war eigentlich bahnbrechend: Gira verkauft einen Bordcomputer. Eine Zentrale in einem dezentralen System, die im EIB-System eine Führungsrolle übernimmt. Die dann auch noch updatefähig ist und jede Neuerung kostenlos an den Markt gibt. Alle halbe Jahre konnte sich nun auch der Vertrieb beim Kunden ins Gespräch bringen, denn zu diesem Produkt gab es ja immer wieder etwas Neues zu sagen. Immer wieder entstanden neue Funktionen, die es dem Kunden ermöglichten, bisher nicht da gewesene Lösungen zu entwickeln.
Ein bisschen weht hier auch der Wind aus den Anfangstagen des Internets mit, oder?
MF: Ja, die gesamte Entwicklung der Funktionswelt war sehr stark durch einen Austausch zwischen Produktentwicklung, Produktmanagement und Kunden geprägt. Sehr früh kam der Gedanke auf, dass Kunden doch auch zu „Mittätern“ werden könnten. Diese wussten, was sie brauchen, konnten Ideen, die wir dann ins Produkt haben einfließen lassen, selbst mitgenerieren.
Im Sinne eines Open-Source-Projektes wie zum Beispiel beim Mozilla Firefox?
MF: Ein bisschen, obwohl wir natürlich ein gewinnorientiertes Unternehmen sind und keine gemeinnützige Organisation. Aber damals haben wir erstmalig ein Testerforum aufgebaut, in das sich auch die User, also die Besitzer eines HomeServers, mit eingebracht haben. Ab der Version HomeServer 2, so um 2004/05 herum, entstand sogar eine richtige Community. Das brachte dann den Modularitätsgedanken mit sich. Es war nicht mehr so wie früher, dass Produkte entwickelt und geliefert wurden, und das war es dann. Der HomeServer wurde zu einem Produkt, das man permanent in kleinen und großen Steps weiterentwickelte.